In diesem Artikel möchte ich dir von unseren ersten Reisen mit Stoffwindelbaby erzählen.
Wenn der Urlaub naht, stellen sich Stoffwindeleltern die Frage, wie sie während der Ferien wickeln sollen.
Hier kommt ein Erfahrungsbericht mit Höhen und Tiefen von Stoffwindeln auf Reisen.
Eins vorweg: Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten Urlaub zu machen und daher wird niemand drumherum kommen, sich seine eigenen Gedanken zum Thema zu machen. Ein Hotelurlaub bringt schließlich ganz andere Voraussetzungen mit als Camping. Die Entscheidung, wie auf der Reise gewickelt wird, kann so von Trip zu Trip unterschiedlich ausfallen.
Mit dem Wohnmobil durch Deutschland
Unser erster Urlaub mit Baby war ein Wohnmobiltrip durch Deutschland. Wir wollten diese Art der Fortbewegung nutzen, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ setzten wir uns verschiedene kleine Etappen und machten so schon die Anreise zum Urlaub. Dazu mieteten wir ein kleines Wohnmobil, dass gerade für unsere dreiköpfige Familie ausreichte.
Die Packliste
Beim Erstellen der Packliste stellte sich dann die Frage, ob wir unsere Stoffwindeln mitnehmen sollten, denn immerhin würde das einigen Stauraum brauchen. Wir entschieden uns dafür den Großteil unserer Ausstattung mitzunehmen und unterwegs wie zuhause Stoffwindeln und Ausscheidungskommunikation zu kombinieren.
gut ausgestattet
Viele der Teile, wie Mullwindeln und Waschlappen, sind ja sowieso kein Fehler, wenn man mit einem Baby reist. Wir nahmen sogar das Töpfchen mit, um nachts wie gewohnt abhalten zu können. Zur Sicherheit besorgte ich noch ein paar Ökowindeln und ein paar große Einlagen für Blasenschwäche aus der Drogerie.
bei der Kleidung einsparen
Bei unserer Kleidung wählten wir hauptsächlich Teile aus, die wir zusammen mit den Überhosen in der Buntwäsche waschen könnten. So sparten wir Stauraum für mehr Kleidung ein, den wir für Windeln freihatten.
Die Vorbereitung
Die letzten Tage vor der Abreise waren stoffwindeltechnisch eine Herausforderung, denn wir mussten genau planen, wann wir welche Teile waschen würden, damit sie dann für die Fahrt bereitstünden. Den Tag vor der Abreise überbrückten wir mit Ökowindeln. Das war ein Kompromiss, der sich auszahlte, denn wir konnten so die ganze Ausstattung trocken und sauber an Bord nehmen.
Die Abfahrt
Den ersten Abend unserer Reise verbrachten wir auf einem Wohnmobilstellplatz. Im Sommer 2020 war es wegen der Coronapandemie auf vielen Stellplätzen nicht möglich die Waschräume zu benutzen. So auch bei unserem ersten Halt. Das stellte jedoch kein Problem für uns dar, denn unser Waschrhythmus zu dieser Zeit sah vor, dass wir alle zwei Tage Windel waschen mussten.
bei Freunden waschen
Am zweiten Abend besuchten wir die ersten Freunde. Wir aßen gemeinsam und nutzen ihr Bad und nutzten die Waschmaschine für unsere Windeln. Da die Familie sogar über einen Trockner verfügte, schafften wir es, den Großteil der Wäsche noch am selben Abend zu trocknen.
Das erste Problem
Doch schon zeigte sich das erste Problem: nicht alle unsere Saugeinlagen waren trocknergeeignet. Zuhause haben wir nämlich keinen Trockner, sondern lassen alles lufttrocknen. Auf einer Reise mit nur kurzen Stopps, ist das natürlich vor allem bei dicken Materialien schwierig, da die Trocknungsdauer zu lange ist.
feuchte Einlagen
Uns blieb also nichts übrig, als die nicht trocknergeeigneten Teile herauszusuchen und sie feucht mit auf die weitere Reise zu nehmen. Von nun an achteten wir darauf, diese Teile nur einzusetzen, wenn es der Reiseplan einen längeren Stopp hergab.
Aus Fehlern lernen
Wir fuhren weiter und schon unsere nächste Nacht verbrachten wir vor einer anderen Garage. Obwohl die letzte Wäsche erst einen Tag her war, entschieden wir uns trotzdem noch einmal zu Waschen. Auch in diesem Haushalt gab es einen Trockner und da wir diesmal nur trocknergeeignete Teile verwendet hatten, wurde auch alles trocken.
Ein längerer Stopp
Am nächsten Ziel sollte unser längster Aufenthalt stattfinden. Wir blieben hier drei Tage mit unserem Camper in der Einfahrt von Verwandten stehen. Wieder begann die Planung, was wir wann waschen würden, damit wir den Rest der Fahrt gut ausgestattet wären.
Überhosen mit Buntwäsche
Hier wuschen wir zum ersten Mal auch die Überhosen zusammen mit unserer anderen Buntwäsche. Größere Verunreinigungen der Überhosen sind bei uns dank Ausscheidungskommunikation eher selten und wenn es doch etwas gab, hatten wir sie bereits mit Handwaschmittel ausgewaschen.
kein Trockner
Weil es an dieser Station eh keinen Trockner gab, brauchten wir fast alle Saugeinlagen auf, bevor wir am zweiten Tag alle Windeln wuschen. Nach drei Tagen verließen wir mit ein paar feuchten Wäschestücken (die Nachteinlagen waren in der kurzen Zeit leider nicht vollständig getrocknet) den Garagenhof und fuhren weiter. Von nun an würden wir unsere Nächte auf Stellplätzen verbringen.
Camping in Zeiten der Pandemie
Unser nächster Spot war ein großer Wohnmobilparkplatz mit einer Schranke. Zu unserer Freude hatten hier die sanitären Anlagen trotz Pandemie geöffnet. Sogar eine Waschmaschine und ein Trockner waren zugänglich und gegen ein moderates Entgelt zu nutzen. Allerdings nahmen wir dies nicht in Anspruch, da unser Windellager noch voll war.
Also setzten wir auf den nächsten Stellplatz, ein großer Campingplatz für Wohnmobile. Doch hier kostete die Wäsche das Doppelte und außerdem stand die Waschmaschine wegen der Hygienevorschriften nur in einem begrenzten Zeitfenster zur Verfügung, das leider gar nicht zu unseren Plänen passte. Daher konnten wir zum ersten Mal nicht waschen. So kamen nun unsere Ökowindeln und Einwegeinlagen zum Einsatz.
Stress mit der Wäsche
Als unsere Stoffwindeln aufgebraucht waren, stiegen wir auf Wegwerfprodukte um. Als wir am nächsten Abend an einem neuen Campingplatz ankamen, kundschafteten wir sofort den Waschraum aus. Tatsächlich gab es eine in die Jahre gekommene Waschmaschine und Trockner, aber diese war besetzt. Es blieb uns nichts übrig als zu warten und den Waschraum im Auge zu behalten. Und tatsächlich gelang es uns, die nächsten an der Waschmaschine zu sein.
Wäsche ist fertig
Wir unternahmen dann einen Trip in die Stadt und waren länger unterwegs als erwartet und leider muss ich sagen, im Unterbewussten nagte der Gedanke an die Wäsche an mir. Diese war schon seit längerem fertig und hätte eigentlich in den Trockner gemusst.
unpraktisch
Da wir noch etwas anderes vergessen hatte, musste mein Mann zwischenzeitlich dann doch noch mal an den Campingplatz zurückfahren und lud bei der Gelegenheit die Wäsche von der Waschmaschine in den Trockner. Als wir später zurückkamen, war alles fertig. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass es begann mich ein wenig zu stressen.
Eine Auszeit
Wir entschieden uns für eine Auszeit. Ab sofort stiegen wir auf Einwegprodukte um. Zwar hatten wir ja jetzt wieder Stoffwindeln auf Lager, aber wenn sie einmal nass im Wetbag lagen, konnte man sie nicht ewig aufbewahren. Irgendwann muffelt es zwangsläufig vor allem, wenn die Sonne auf das Wohnmobil knallt und dann ist man gezwungen eine Waschmöglichkeit zu suchen.
Erst als wir wussten, dass wir in zwei Tagen wieder zuhause sein würden, begannen wir wieder mit Stoff zu wickeln. Nach unserer Heimkehr lief die Waschmaschine sowieso gleich ein paar Runden, denn natürlich hatte sich auf der Reise nicht bloß Windelwäsche angesammelt und so war alles wieder beim Alten.
Urlaub auf dem Campingplatz oder in der Ferienwohnung
Wenn ihr einen Trip zu einem Campingplatz oder in eine Ferienwohnung plant, solltet ihr euch vorher über die Waschmöglichkeit informieren. Gerade unter Pandemiebedingungen kann es da die ein oder andere
Einschränkung geben. Außerdem kann die Waschmaschine sehr unterschiedlich berechnet oder
nur zu bestimmten Zeiten benutzt werden. Wenn ihr das vorher wisst, habt ihr mehr Planungssicherheit.
Roadtrip
Wenn ihr hingegen einen Trip macht, bei dem ihr nicht wisst, wo ihr eure Nächte verbringen werdet, kann es schon schwieriger sein. Ich muss sagen, dass es schon einiges an Gehirnkapazität gekostet hat, unterwegs immer die Waschgelegenheiten im Blick zu behalten. Das kann schon anstrengend sein und sich einengend anfühlen. Daher kann ich absolut verstehen, wenn man dann auf Einwegprodukte setzt. Anderseits gibt es heute eigentlich fast überall Waschgelegenheiten.
Zu Besuch
Wenn ihr Besuche plant, kann es mit dem Stoffwickeln gut funktionieren, da ihr immer eine Waschmaschine oder sogar einen Trockner in der Nähe habt. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Nicht jeder kann sich vorstellen, in seiner Maschine Windeln zu waschen. Einige Leute haben dabei hygienische Bedenken (mehr zur hygienischen Pflege von Stoffwindeln kannst du im ultimativen Stoffwindelguide nachlesen). Ich empfehle euch daher bereits vor dem Besuch abzuklären, ob es in Ordnung wäre, wenn ihr eure Windeln dort wascht. So erspart ihr euch unangenehme Situationen.
Im Hotel oder Hostel
Hier ist es besonders wichtig im Vorfeld zu klären, ob es Waschmöglichkeiten gibt und wie die Benutzung abläuft. Alternativ gibt es in größeren Orten auch Waschsalons. Allerdings kann das schon ziemlich umständlich sein und ihr solltet gut abwägen, ob euch das zu stressig ist.
Das Wetter
Zu berücksichtigen ist außerdem das voraussichtliche Wetter am Reiseziel. Ist es warm können Stoffwindeln auch gut auf einer Leine trocknen (vor allem dünne Mullis). Ist es regnerisch und kein Trockner zur Hand, kann es ein Problem werden, die Wäsche trocknen zu kriegen und im blödesten Fall fährt man dauerfeuchte Windeln durch die Gegend.
Mit dem Auto
Wenn du mit dem Auto reist, solltest du darauf achten, die Windeln für die Fahrt griffbereit zu lagern. Du solltest dir überlegen, ob du im Auto wickeln willst oder im Vorfeld Rastplätze suchen, an denen es Wickelmöglichkeiten gibt. Fahrt ihr in der Nacht, werdet ihr weniger oder gar nicht wickeln müssen, als am Tag, da die Ausscheidung nachts weniger häufig ist.
Mit dem Camper
Wenn ihr mit dem Camper unterwegs seid, habt ihr alles was ihr braucht immer griffbereit. Das ist super praktisch. Ihr müsst weder einen Wickeltisch suchen, noch bei Regen zusammengefaltet auf der Rückbank wickeln. Achtet auch hier darauf, dass ihr die Windeln so einräumt, dass sie griffbereit sind. Und Achtung: So verlockend es sein mag, natürlich ist es nicht erlaubt, während der Fahrt zu wickeln, bitte immer anhalten!
Mit Bus und Bahn
Hier ist besonders maßgeblich wie lange die Reise dauert und ob es Zwischenstopps gibt. Eine Schwierigkeit kann sein, dass ihr nicht so viel Gepäck mitnehmen könnt. Auch hier sollten die Windeln wieder leicht zugänglich verstaut werden und im Zweifel eine Einwegwindel zum Einsatz kommen.
Mit dem Flieger
Die Besonderheit am Fliegen ist, dass ihr in der Regeln den größten Teil eures Gepäcks aufgebt und nur mit Handgepäck reist. Hier müsst ihr abwägen, ob es sich lohnt Stoffwindeln im Handgepäck mitzuführen oder ob ihr für den Flug lieber ein paar platzsparende Einwegwindeln einpackt. Natürlich hängt es auch hier wieder davon ab, wie lange der Flug dauert. Bedenkt auch, dass es zu Verspätungen kommen kann und habt genügend Windeln (evtl. auch Wegwerfwindel als Back-up) dabei.
Das Material
Es kann wichtig sein, sich vor der Abreise über die Materialeigenschaften der Saugeinlagen Gedanken zu machen. Soll es in den Trockner dürfen? Soll es schnell an der Luft trocknen? Je nachdem können manche Einlagen dann direkt zuhause bleiben, weil sie sich für die Reise nicht eignen. Mehr zu den Materialeigenschaften findest du übrigens in meinem großen Einmaleins der Saugeinlagen.
Die Menge
Wie viele Windeln ihr mitnehmt, hängt erstens vom verfügbaren Platz ab, und zweitens davon wie oft ihr Waschen wollt und ob ihr noch Einwegprodukte oder Ausscheidungskommunikation kombiniert. Idealerweise solltet ihr mit der Ausstattung zwei bis drei Tage auskommen. Tipp: Beobachtet bereits zuhause, wie viele Windeln ihr in dieser Zeit verbraucht, dann fällt es euch leichter abzuschätzen, wie viel ihr einpackt.
Hilfsmittel
Es kann eine gute Idee sein, zur Sicherheit auch ein paar Einwegprodukte einzupacken. Hier reicht auch erstmal eine ganz kleine Menge und falls ihr unterwegs merkt, dass ihr ganz auf Einwegwindeln umsteigt, könnt ihr die einfach vor Ort kaufen.
Töpfchen
Ein Töpfchen oder Toilettensitz kann außerdem praktisch sein, wenn ihr Ausscheidungskommunikation macht. Aber natürlich geht es auch ohne, denn Toiletten gibt anders als Wickelplätze (fast) überall.
Waschmittel
Ein Handwaschmittel sollte außerdem nicht auf der Packliste fehlen, wenn ihr mit Stoffwindeln reist. Damit könnt ihr Überhosen unkompliziert auswaschen.
Überlegung
Wenn ihr eure Stoffwindeln mitnehmt, macht es Sinn, eure restliche Kleidung so zu wählen, dass ihr sie gut zusammen mit den Überhosen bei einer Buntwäsche mitwaschen könnt. Dadurch braucht ihr weniger Klamotten einpacken und habt mehr Platz für die Windelausstattung.
Wegwerfwindeln
Es kann außerdem sinnvoll sein, am Tag vor der Abreise Wegwerfwindeln zu nutzen, damit ihr eure Ausstattung trocken und sauber einpacken könnt.
Mehr zum Thema findest du in meiner Rubrik Stoffwindeln.
Weitere Inspiration zum Thema Nachhaltigkeit findest zu in meinen Beiträgen zur Ausscheidungskommunikation.
Mit Stoffwindeln zu reisen erfordert einige Planung im Vorfeld, kann aber durchaus gelingen. Welche Erfahrungen habt mir mit Stoffwindeln auf Reisen gemacht? Schreibt mir das gerne in die Kommentare.
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