🛴Gerade noch im Rausch der Geschwindigkeit mit dem Roller gesaust, da plötzlich ein Stein, ein Ruck und – Aua! Ein hilfloser Blick zur Begleitperson und –
“Nix passiert!“
Was das Kind lernt: “Meine Gefühle und Empfindungen sind falsch, ich kann ihnen nicht trauen, mit mir stimmt was nicht.”
💣Der Schmerz am Knie ist NICHTS.
💣Der Schreck beim Sturz ist NICHTS.
💣Die Angst, dass es wieder passiert, ist NICHTS.
💣Ich bin empfindlich.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Zum Glück nichts schlimmeres passiert, das kann schon Mal passieren, halb so wild!”
💡Warum das problematisch ist: Unsere Worte werden die innere Stimme unserer Kinder. Das Kind lernt sich “nicht so anzustellen”, “sich zusammenzureißen” und nicht auf seine Gefühle und Empfindungen zu achten. Das ist auch im Sinne einer frühen Prävention bedenklich. Kinder sollen ihre Gefühle ernst nehmen und damit jederzeit zu uns kommen können. Sie sollen wissen, dass wir ihnen zuhören und sie ernst nehmen.
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Du bist hingefallen. Du hast dich erschreckt/ verletzt/… Komm in meinen Arm!”
🌋Den ganzen Morgen im Kindergarten funktioniert, angepasst, mitgemacht, eigene Bedürfnisse so gut es geht hinten angestellt. Endlich, Papa ist da! Er ist gerade noch rechtzeitig zum Abholen gekommen. In der Garderobe kochen die Gefühle über. Die Stiefel wollen nicht, Papa hilft nicht. Alles zu viel! Stiefel, Mütze und Tasche fliegen durch den Flur-
“Kannst du nicht einmal lieb sein?”
🤔Was das Kind lernt: “Meine Gefühle sind zu viel, ich bin eine Zumutung, ich bin nicht so, wie andere es gerne hätten, wenn ich nicht angepasst bin, haben andere mich nicht lieb.”
💣Ich muss mich zusammenzureißen.
💣Ich bin ein schlechtes Kind.
💣Ich bin eine Zumutung.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Ich hatte einen stressigen Tag, hatte kaum Pausen und muss noch so viel erledigen, mach doch wenigstens du mir den Gefallen und sei unkompliziert.”
💡Warum das problematisch ist: nicht das Kind ist schuld daran, dass alles zu viel und unser Leben so wenig familienfreundlich ist. Erwachsene haben sie Verantwortung für die Kinder, aber auch für sich selbst zu sorgen. Das ist manchmal nicht einfach oder fast unmöglich, aber wir sollten versuchen, nicht dem Kind die Schuld an den widrigen Umständen zu geben. Denn Kinder machen das alles nicht, im uns zu stressen. Sie machen das für sich, ihre Entwicklung und Seelenhygiene.
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Du bist total erschöpft. Wir hatten beide einen langen Tag, komm in meinen Arm, wir schaffen das gemeinsam.”
🤔In meinen Beratungen helfe ich Eltern unter anderem dabei individuelle Lösungen zu suchen, um den Alltag mit kleinen Maßnahmen zu entzerren. Ich soll auch dich dabei unterstützen? Schreibe mir eine Nachricht.
👵Zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Familientreffen. Leute kommen, die irgendwie vertraut und doch fremd sind. Alle gehören zur Familie. Alle kennen sich. Und trotzdem, du hast sie länger nicht gesehen, du weißt nicht, wie du sie einschätzen sollst, alle Lachen über etwas – zu laut – du wirst herumgeführt…
“Gib deiner Tante doch ein Küsschen, sonst ist sie traurig, sie hat dich doch lange nicht gesehen und sich so auf dich gefreut!”
🚨Was das Kind lernt: “Ich muss auch dann engen körperlichen Kontakt zulassen, wenn ich ihn selbst nicht möchte, damit der andere nicht traurig ist.”
💣Meine Gefühle sind egal.
💣Ich muss über meine Grenzen gehen.
💣Ich muss andere glücklich machen.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Diese Person steht mir nahe und ich wünsche mir, dass sie auch eine enge Beziehung zu meinem Kind aufbaut und sieht, dass ich sie wertschätze!”
💡Warum das problematisch ist: Das Kind wird emotional erpresst und für das Befinden einer anderen (Erwachsenen) Person verantwortlich gemacht. Es findet ein Eingriff in die körperliche Selbstbestimmung des Kindes statt, die im Sinne einer frühen Prävention eigentlich gestärkt werden sollte. Das Kind fühlt sich genötigt, körperliche Grenzen verschwimmen zu lassen und seine möglichen widerstrebenden Gefühle auszublenden. Das ist höchst problematisch!
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Deine Tante freut sich sicher, wenn du ihr nachher das Buch zeigen, was du mitgenommen hast?”
🤔 Manchmal kann es hart sein, weil es ein Bruch mit den Ritualen in einer Familie bedeuten kann. Suche nach Wegen, Wertschätzung auf andere Art auszudrücken und löse dich von dem Anspruch es anderen Recht zu machen.
⚡ Mama/ Papa unterhält sich auf dem Spielplatz. Es geht um Familie und das Wochenende. Du möchtest, dass jemand deine Burg anschaut. Niemand hört dich nicht. Du kreischst-
“Kannst du nicht ein Mal alleine spielen? Dein Bruder ist da so viel einfacher als du! Der kann sich auch Mal selbst beschäftigen!”
🤔Was das Kind lernt: “Ich bin nicht okay so wie ich bin. Mama/Papa mögen mich nicht.”
💣Mein Bruder/ Schwester ist besser als ich.
💣Ich bin ein schlechtes Kind.
💣Ich bin eine Zumutung.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Ich brauche ein bisschen Zeit für mich oder mit Freunden. Es strengt mich an, immer für andere da zu sein.”
💡Warum das problematisch ist: Geschwister stehen evoltutionär bedingt in einem Konkurrenzverhältnis. Geschwister zu haben, war immer mit dem Risiko verbunden, zu wenig zu bekommen. Als Eltern müssen wir daher besonders feinfühlig den Zusammenhalt der Kinder fördern. Vergleiche zwischen den Geschwistern schüren Rivalität, Neid und Missgunst und sollten daher vermieden werden.
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Du möchtest meine Aufmerksamkeit, aber ich brauche eine kleine Auszeit. Ich schaue mir später an, was du gebaut hast, wenn ich hier fertig bin.”
🤔In meinen Beratungen unterstütze ich Eltern dabei, Konflikte zwischen Geschwistern gut zu begleiten, vorzubeugen und ihre Verbindung zu stärken. Wenn auch du dabei Hilfe möchtest, findest du sie hier.
🥾🥾 Gerade erblickst du diese wunderbar zugefrorene Pfütze, die Eisschicht darauf glänzt in der Sonne. Das Geräusch von knackendem Eis zieht dich magisch an – “Pass auf, wenn du einbrichst, bekommst du nasse Füße!”, ruft man dir zu. Doch du hast nur Ohren für das Knistern unter deinen Füßen. Ein Knack und Eiswasser schwappt in deine Schuhe. Du weinst.
“Du wolltest ja nicht auf mich hören!”
🤔Was das Kind lernt: “Wenn ich einen Fehler mache, werde ich dafür abgestraft.”
💣Wenn ich einen Fehler gemacht habe, steht mir kein Trost zu.
💣Ich werde nur geliebt, wenn ich gehorche.
💣Ich bin schuld, es muss immer klar sein, wer “schuld” ist.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Ich wollte dir gerne diese negative Erfahrung ersparen und ich halte es nicht aus, dass es nicht gelungen ist.”
💡Warum das problematisch ist: Kinder wollen die Welt entdecken und erleben. Der Erkundungsdrang ist manchmal so viel stärker, als eine Warnung und dann werden sie auch Mal mit einer natürlichen Konsequenz konfrontiert. Daraus kann Lernen entstehen. Wichtig für das Kind: auch wenn ich die falsche Entscheidung treffe, werde ich geliebt
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Du bist eingebrochen und hast nasse Füße, das ist unangenehm. Komm mal zu mir…”
💔 Du bist gerade richtig wütend. Alles, einfach alles ist so ungerecht. Deine Eltern sind ja so gemein, wie können sie nur immer alles bestimmen. Deine Wut schlägt wie eine Welle über deinem Kopf zusammen. Du weißt nicht mehr wohin mit dir. Niemand kann dich bremsen und dann-
“Du gehst jetzt in dein Zimmer, mit dieser Laune wollen wir dich hier nicht haben!”
🤔Was das Kind lernt: “Ich bin den anderen zu viel.”
💣In meinen dunkelsten Moment bin ich ganz alleine.
💣Ich sollte mich besser beherrschen.
💣Meine Gefühle sind falsch.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Ich bin überfordert, wenn ich dich so sehe. Ich halte das nicht aus und weiß nicht, was ich tun soll.”
💡Warum das problematisch ist: Kleinkinder sind aufgrund ihrer Gehirnentwicklung noch nicht dazu in der Lage, ihre Gefühle zuverlässig selbst zu regulieren. Sie brauchen dazu einen kompetenten Erwachsenen, der ihnen hilft, wieder runterzufahren. Man nennt das auch Co-Regulation. Wenn ein Kind, was sich offensichtlich gerade nicht beruhigen kann, alleine aufs Zimmer geschickt wird, um sich da zu beruhigen, ist es völlig auf sich alleine gestellt und jeglicher Hilfe beraubt. Es wird sich wahrscheinlich nach einer Weile aus Erschöpfung beruhigen, aber es wird dabei viele negative Glaubenssätze verinnerlichen.
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Du bist gerade sehr wütend. Das ist okay. Ich bin da.”
📓Du bist mit deinen Eltern in der Bibliothek. Da siehst du ein Buch, was deine Aufmerksamkeit weckt. Gerade willst du deine Hand danach ausstrecken –
“Das ist eh nichts für dich!”
🤔Was das Kind lernt: “Andere wissen besser, was gut für mich ist.”
💣Meine Fähigkeiten sind festgeschrieben.
💣Ich kann mich nicht weiterentwickeln.
💣Es gibt Themen, die sind nur für bestimmte Personen.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich das interessiert.”
💡Warum das problematisch ist: Kinder brauchen die Möglichkeit, sich auszuprobieren, um erst einmal herauszufinden, was ihnen gefällt und liegt, aber auch um ihre Grenzen kennenzulernen. Eltern sollten Kindern ermöglichen, verschiedene Bereiche und Themen zu erkunden, so lange sie ungefährlich sind. Auch das Experimentieren mit Dingen, die gesellschaftlich einem anderen Geschlecht zugeordnet werden, ist für Kinder wichtig. So können sie sich frei entfalten und herausfinden, was sie mögen und wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Das scheint dich gerade zu interessieren. Was gefällt dir daran? Wollen wir es (zusammen) anschauen/ ausprobieren?”
🖐️Der Tag war lang, der Besuch bei Oma neigt sich dem Ende. Jetzt sollst du dich anziehen und nach Hause gehen, aber du musst doch noch was fertig machen. Jetzt ist Schluss, heißt es. Du bist frustiert, sträubst dich gegen die Jacke. Der Griff wird fester-
“Sei ein braves Kind und lass dir die Jacke anziehen!”
🤔Was das Kind lernt: “Ich muss brav sein und darf keine Umstände machen.”
💣Ich darf mich nicht wehren.
💣Mein NEIN wird nicht gehört.
💣Ich bin nur liebenswert, wenn ich brav bin.
🤔Was die Erwachsenen sagen wollen: “Ich bin überfordert, kannst du mir nicht entgegenkommen.”
💡Warum das problematisch ist: Kinder sollen nicht brav sein. Sie sind nicht auf der Welt, um es uns leicht zu machen oder uns zu gefallen. Sie dürfen trotzen, NEIN sagen und ernstgenommen werden. Das heißt nicht, dass alles nach ihnen geht, aber es heißt, dass wir ihrem Widerspruch Raum geben. Kinder, die gelernt haben, dass brav sein wichtig ist, können ihre eigenen (körperlichen) Grenzen schlechter wahren und laufen daher Gefahr, im Laufe des Lebens Verletzungen davon zu tragen, weil sie sich nicht trauen, für sich einzustehen.
♥️Was die Erwachsenen stattdessen sagen könnten: “Ich höre, du möchtest noch nicht los. Was brauchst du, damit wir losgehen können?” oder “Du möchtest noch bleiben, aber wir müssen dringend los. Ich nehme dich jetzt mit. Das macht dich wütend, das ist in Ordnung.”
Du willst mehr zum bindungsorientierten Familienleben lesen? Ich habe noch viel mehr geschrieben. Hier findest du alle Beiträge zu dem Thema.
Wenn du einen anderen Umgang mit deinem Kind lernen möchtest, empfehle ich dir von Herzen mein “Erziehen ohne Schimpfen”-Coaching.
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