Woran du merkst, dass du ein ganz normales Baby hast...

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In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit Babyverhalten, das in den meisten Fällen so normal wie anstrengend ist.
Es geht um die vielen kleinen, merkwürdig anmutenden Verhaltensweisen unserer Jüngsten.
Mit ein bisschen Hintergrundwissen, wirst du verstehen, warum diese aber ganz normal sind und lernen, besser damit umzugehen.

Inhaltsverzeichnis

Clusterfeeder oder dein Kind will abends alle fünf Minuten an die Brust

Ein Baby, das so viel Nähe fordert, ist zweifellos sehr anstrengend für die stillende Mutter, besonders wenn es zu einem Zeitpunkt (abends) erfolgt, zu dem sie bereits selbst einen langen Tag hinter sich hat.

sinnvolles Verhalten

Aber Babys machen das nicht ohne Grund. Zum einen regen sie durch das häufige Nuckeln vor allem in den Abend- und Nachtstunden die Milchbildung an und bereiten die Brust so auf den neuen Bedarf vor. Zum anderen dient das Stillen als Entspannung und Regulationshilfe nach einem langen Tag. Denn für ein Baby ist unser normaler Alltag bereits eine große Herausforderung. Da passiert es leicht, dass es überreizt und dann, kompetent wie es ist, an seinem sicheren Hafen Ruhe und Schutz sucht.

Was kannst du also tun, wenn du von Dauernuckeln betroffen bist?

  • Mach es dir so angenehm wie möglich: höre ein Hörbuch, kuschel dich ein, lass dich mit Essen und vor allem genügend zu Trinken versorgen.
  • Delegiere so gut es geht alle weiteren Aufgaben an andere Personen oder externe Dienstleister, damit du deine Energie für das Stillen sparst.
  • Wenn du die Nähe nicht mehr ausfällt und dein Baby satt ist, kannst du es auch einer anderen Bindungsperson anvertrauen, die ihm dann Nähe und Ruhe auf einem anderen Weg zukommen lässt (z.b. ich der Trage).

Wichtig: dein Baby protestiert möglicherweise vehement. Hier gilt es abzuwägen, welche Bedürfnisse gerade stärker sind.

Abwägungssache

Wenn du dich sehr ausgelaugt fühlst, innere Widerstände beim Stillen spürst oder sogar Wut, ist es besser, dir eine Auszeit zu nehmen und aus dem Teufelskreis auszubrechen. Bereits ein paar Minuten können hier schon den Unterschied machen. Eine Zeit, in der eine vertraute Person mit dem (schreienden) Baby in der Trage um den Block laufen kann.

Bist du hingegen in der Lage, dein Bedürfnis nach Selbstbestimmung für den Moment hinten anzustellen und dem vielleicht erst am nächsten Morgen nachzukommen, wenn Baby wach und ausgeglichen eine Runde mit der Oma macht, dann kannst du dich auch dazu entscheiden, dein Baby doch zu stillen. Wichtig ist nur, dass du deine Bedürfnisse nicht ganz unter den Tisch fallen lässt, denn dein Kind spürt deine Anspannung!

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Nächtliche Stiller oder dein Baby wacht nachts jede Stunde auf und möchte trinken

Erstmal herzlichen Glückwunsch zum evolutionären Erfolgsmodell! Babys sind auf nächtliche Nahrung angewiesen. Nachts wächst das Gehirn und die Eindrücke des Tages werden verarbeitet. Das kostet Energie und die bekommt dein Baby durch die Milch.

häufiges Trinken ist normal

Bei Babys unter einem Jahr kann es daher phasenweise sein, dass sie stündlich aufwachen und Milch verlangen. Stillbabys stimulieren so außerdem sie Milchbildung. Das kann seeeehr anstrengend sein, ist aber wichtig für die Entwicklung und zudem ist das nächtliche Stillen der beste Schutz vor dem plötzlichen Kindstod.

Was kannst du tun, wenn du davon betroffen bist?
  • Mach es dir so leicht wie möglich. Stille im Liegen oder bereite alles so vor, dass du die Flasche ohne großen Aufwand geben kannst.
  • Versuche es anzunehmen und dir zu sagen, dass es nur eine Phase ist, die vorbeigehen wird. Dass dein Kind nur jetzt so klein ist und so viel von dir braucht, dass es aber bald schon anders sein wird.
  • Hole so viel Schlaf wie möglich tagsüber auf. Schlafe, wenn das Baby schläft.
  • Sei gut und nachsichtig mit dir, wenn du übernächtigt bist.
  • Wenn dir alles zu viel wird, hole dir Hilfe in deinem Umfeld oder durch eine Beratung und sei sicher, du bist nicht allein!

Kinderwagenablehner oder dein Baby will nicht im Kinderwagen liegen

Dein Baby will nicht im Kinderwagen liegen? Wiedermal: Herzlichen Glückwunsch zum revolutionären Erfolgsmodell! Die Freude darüber, können viele Eltern jedoch zunächst gar nicht fühlen, sind sie doch regelrecht enttäuscht und frustiert, wenn ihr Baby den so sorgsam ausgewählten Kinderwagen verschmäht. So haben sie sich das nicht vorgestellt!

Baby sind Traglinge

Auch hier kann es helfen, zu verstehen, was in dem Baby vorgeht und warum dieses Verhalten ganz normal für einen kleinen Homo sapiens ist. Menschenbabys sind nämlich Traglinge, ähnlich wie die uns verwandten Primaten 🦍🦧🐒. Das bedeutet, sie verbringen ihre Zeit am liebsten am Körper einer Bindungsperson.

gut angepasst

Dafür sind wir anatomisch aber auch emotional gemacht. In engem Kontakt sein bedeutet Sicherheit, Geborgenheit und enge Kommunikation. So fällt es Eltern beispielsweise leichter, die Bedürfnisses ihres Babys frühzeitig zu erkennen, wenn sie es am Körper tragen.

Kinderwagen sind neu

Babys in einen Kinderwagen (ab)zu legen ist dagegen eine “neue Mode” und sagt mehr über unsere kulturelle Entwicklung als über unsere Babys aus. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, dass nichts falsch daran ist, sein Baby im Kinderwagen zu schieben, wenn das für euch funktioniert, dann mach das.

jedes Baby ist anders

Wenn es aber nicht (immer) klappt, kannst du dich entspannen und dich freuen, dass du ein ganz normales Baby hast, das sehr gut auf sich achtet. Du kannst ihm dann einfach häufiger die Trage oder das Tragetuch anbieten und den Kinderwagen für all die Wickel- und Einkaufstaschen nutzen, dafür ist er nämlich manchmal richtig praktisch!

Traglinge oder dein Baby will erst nicht in die Trage und schläft dann sofort ein

Wenn dein Baby sich dabei wehrt in die Trage oder das Tuch gesetzt zu werden, kann verschiedene Gründe haben.

Ausscheidungsbedürfnis

Möglicherweise verspürt dein Kind den Drang, sich erleichtern zu müssen. Babys wollen eigentlich ihre Bezugspersonen nicht beschmutzen und machen durch ihren Protest darauf aufmerksam, dass sie mal müssen. Wenn du dein Kind vor und nach dem Tragen abhältst, kommst du diesem Bedürfnis nach und hilfst, das Bewusstsein für die Ausscheidung zu erhalten. Das Baby wird dann weiterhin warten, bis es abgehalten wird.

Anpassung

Wenn hingegen nicht auf seinen Protest eingegangen wird, wird es sich anpassen und lernen, dass man auch in der Trage ausscheiden kann. Wenn es sich erleichtert hat, schläft es leichter ein.

Überreizung

Manche Babys wollen nicht in die Trage, weil sie nichts verpassen wollen, gleichzeitig sind sie überreizt und brauchen Ruhe. Sobald sie eine Weile in der Trage sind, kommen sie runter und schlafen erschöpft ein. Sehr “wachen” und aufmerksamen Kindern, kann die Trage helfen, runterzukommen.

Unbequem

Möglicherweise hast du noch nicht die richtige Trageweise oder Technik gefunden. Vielleicht fühlt ihr euch unwohl. Hier kann eine Trageberatung weiterhelfen.

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Freiluftpiesler oder dein Baby fängt an zu pieseln, sobald du die Windel öffnest

Windel auf – Wasser marsch!
Manche lachen drüber, andere ärgern sich, aber dieses Verhalten ist tatsächlich ganz normal.

Sauberkeitsbedürfnis

Babys haben von Geburt an, wie andere Säugetiere auch, das Bedürfnis sich selbst und ihre Bindungsperson nicht zu beschmutzen. Für viele Babys ist es deswegen anfangs schwierig auszuscheiden, so lange sie bekleidet sind. Das führt dazu, dass vor allem kleine Babys manchmal so lange einhalten, bis sie entkleidet werden, um sich dann an der Luft zu entleeren.

in die Windel machen, muss gelernt werden

Mit der Zeit lernen unsere anpassungsfähigen kleinen Menschen, wie die Welt auf der sie leben funktioniert. Werden Ausscheidungen ausschließlich der Windel überlassen, passen sie sich daran an und machen bald kommentarlos in die Windel.

Wenn du dein Baby jedoch bei seinem natürlichen Bedürfnis nach Sauberkeit unterstützen und sein Bewusstsein für die Ausscheidungen erhalten möchtest, dann biete ihm doch mal das Abhalten an.

Kontaktweiner oder dein Baby weint, sobald du aus dem Raum gehst

Gerade war noch alles gut, da wagst du es, aus dem Raum zu gehen und schon weint dein Baby.

Überlebensstrategie

Babys hängen mit ihrem Überleben von uns ab. Wenn eine Bindungsperson sich entfernt, dann hat das Baby anfangs keine Vorstellung davon, dass sie:
a) gleich wieder kommt
b) nur nebenan ist
c) keine Gefahren um die Ecke lauern

Stattdessen hat es schlicht Panik, vergessen und verlassen zu werden und versucht, durch Weinen Kontakt herzustellen und auf sich aufmerksam zu machen und stellt somit sicher, zu überleben.

großes Drama

Das mag jetzt etwas dramatisch klingen, aber die Kleinen erleben, ja fühlen dieses Drama am ganzen Körper. Sie sind wirklich in Not. Mit der Zeit lernen Kinder mehr über die Welt. Sie wissen dann, dass kein Grund zur Panik besteht, wenn sie kurz alleine bleiben.

es braucht Zeit

Bis es soweit ist, brauchen sie ganz viel liebevolle Begleitung und Verständnis und immer wieder die Erfahrung, mein Weinen wird gehört, ich bin nicht allein. So wächst sichere Bindung und Vertrauen. Es dauert.

Tragen hilft

Wenn du damit struggelst, empfehle ich dir sehr, dein Kind zu tragen z.B. in einem Ringsling. So kannst du es schnell mit von einem in den anderen Raum nehmen und hast die Hände frei.

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Sicherheitschecker oder dein Baby wacht auf sobald du es ablegst

Und wieder einmal: Herzlichen Glückwunsch zum revolutionären Erfolgsmodell! Du hast ein total wachsames Baby!

Überlebensstrategie

Babys sind Traglinge. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie am Körper einer Bindungsperson getragen werden. Lange Zeit war es für das Überleben eines Babys wichtig, sicherzustellen, nicht vergessen zu werden, denn alleine hätte es nicht überlebt.

Sicherheitscheck

Unsere schlauen Babys haben daher einen eingebauten Sicherheitsmechanismus. Wenn sie schlafen checken sie etwa alle 30-45 min kurz durch, ob immer noch alles okay ist. Okay bedeutet: nicht zu kalt oder zu warm, satt, leere Blase aber vor allem NICHT allein.

Alarmstufe rot

Wenn sie bemerken, dass sie abgelegt wurden, schlagen viele Babys Alarm. Sie können ja nicht wissen, dass ihre Eltern gar nicht weit weg sind. Für sie bedeutet diese Situation akute Lebensgefahr. Manche Babys haben so gute Antennen, dass sie sofort wach werden, wenn wir versuchen, sie abzulegen. Sie bemerken die Veränderung der Lage im Raum und auch eine andere Temperatur. Hier brauchen wir Tricks wie den richtigen Zeitpunkt, angewärmte Bettchen und gekonntes Ablegen und auch dann kann es trotzdem schief gehen.

begleitetes Schlafen

Oder wir entscheiden einfach, dieses Baby erstmal nur in der Trage oder im Tuch schlafen zu lassen und wechseln uns bei den Schläfchen ab. Das darfst du ganz angstfrei entscheiden. Auch dieses Kind wird, wie alle Homo sapiens Kinder, lernen eines Tages anders zu schlafen. Es braucht nur seine Zeit.

Überreizer oder dein Baby weint gegen Abend und du kannst es nicht stoppen

Mein Baby weinte gegen Abend fast immer – und zwar herzzerreißend und stundenlang. Ich war total verzweifelt: Was war nur los? Hunger? Bauchweh? Überreizung? Pipi? Was hatte ich übersehen? Was hatte ich falsch gemacht? Hektisch probierte ich alles durch. Immer wieder und wieder. Mein Baby weinte. Ich sagte: “Alles ist gut. Du brauchst nicht weinen!” Und alles in mir schrie: “Hör auf zu weinen! Ich halte das nicht aus!”

gute Mütter

Ich dachte, eine gute Mutter müsste fühlen, was das Baby braucht und es beruhigen können. Ich konnte es nicht beruhigend. Ich war wohl keine von diesen Müttern. Manchmal weinte ich sogar ein bisschen mit.

Aushalten nicht Anhalten

Heute weiß ich: Es ist gar nicht meine Aufgabe, das Weinen zu stoppen. Es ist meine Aufgabe, da zu sein. Ich habe auch nichts “falsch” gemacht. Manche Babys weinen abends einfach. Es ist ihre Art, den Tag zu verarbeiten. Sie brauchen das quasi, um in den Schlaf zu kommen.

Zuhören

Ist das schön? Nein! Kannst du es verhindern? Vermutlich nicht! Aber du kannst da sein. Es gibt in diesen Momenten nichts zu tun, als da zu sein und ruhig zu atmen. Höre dem kleinen Wesen zu. Halte es. Gib dem Weinen Raum. Das ist deine Aufgabe.

sich selbst beruhigen

Und wenn du es selbst nicht aushältst, lass dich halten. Und wenn niemand da ist, der dich gerade unterstützen kann, stell dir vor, wie du dich selbst in den Arm nimmst und beruhige dich zusammen mit dem Baby.Tränen dürfen sein. Du bist alles, was dein Baby dann braucht und du bist gut, so wie du bist.

Du willst mehr über das bindungsorientierte Familienleben erfahren, dann lies dich durch meine Beiträge.

Stress mit Stillen? Dann empfehle ich dir meinen Artikel Stillen unter Stress.

Wenn du noch mehr Kompetenzen deines Babys entdecken möchstest, wirf einen Blick auf meine Beiträge zur Ausscheidungskommunikation.

Wie ist dein Leben, mit einem ganz normalen Baby? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!

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