Zwischen Windelbergen - Töpfchenstreik mit 20 Monaten

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Heute möchte ich dir von unserem ersten richtigen Töpfchenstreik erzählen.

In der Zeit von der Geburt bis zum Trockenwerden gibt es immer wieder Phasen, in denen Babys keine Lust auf Abhalten und Töpfchen haben.

In diesem Artikel erfährst du, warum das normal ist und wie wir diese Phase gemeistert haben.

 

Inhaltsverzeichnis

Töpfchen-/ Abhaltestreik - was ist das?

Von einem Töpfchen/- Abhaltestreik spricht man, wenn ein Baby oder Kleinkind plötzlich das Abhalten oder das Töpfchen verweigert, obwohl es das zuvor bereits geklappt hat. Es handelt sich hierbei um eine Phase, die in den meisten Fällen nach ein paar Wochen wieder vorbei ist.

Wenn du übrigens glaubst, dass nur Abhaltebabys streiken, dann liegst du völlig falsch, denn auch Vollzeitwickelkinder können Eltern ganz schön ins Schwitzen bringen, wenn sie sich plötzlich nicht mehr oder nur unter immensem Aufwand wickeln lassen. Es hat also nichts mit der Methode zu tun, sondern ist ein typisches Merkmal dieses Alters.
Kirstin

Warum streikt mein Baby?

Für einen Töpfchen-/Abhaltestreik gibt es verschiedene Gründe. Oft steckt dahinter eine neue Entwicklung. Wenn dein Baby gerade etwas Neues und Spannendes lernt oder entdeckt, hat es keine „Zeit“ für das Abhalten oder das Töpfchen. Es möchte lieber die neue Fähigkeit erkunden und seine Aufmerksamkeit ist voll und ganz darauf gerichtet. Wenn es diesen Prozess abgeschlossen hat, kehrt das Interesse wieder zurück.

fehlende Abwechslung

Eine andere Möglichkeit ist, dass deinem Baby die Art und Weise nicht mehr gefällt, wie es abgehalten wird. Vielleicht möchte es nun lieber auf ein Töpfchen oder auf das große Klo gehen. Möglicherweise langweilt es sich und du kannst es mit dem passenden Entertainment wieder für motivieren.

Umbrüche im Leben

Manchmal hilft aber auch die beste Unterhaltung nicht und es sind Veränderungen im Leben deines Kindes, die für den Streik verantwortlich sind: ein Umzug, eine neue Betreuungsperson oder die Geburt eines Geschwisterchens können dazu führen, dass das Kind vorübergehend die Windel einfordert.

Mein Baby streikt - was tun?

Wenn es mit dem Abhalten gerade mal wieder gar nicht klappt, lautet die erste Regel: Druck raus nehmen. Hab vertrauen in dein Kind, wenn die Phase vorbei ist, wird es wieder wunderbar mit dir kooperieren und kommunizieren, doch im Moment ist es ihm einfach nicht möglich.

es ist eine Phase

Wie du jetzt weißt, steckt weder Bosheit noch Berechnung dahinter, es ist auch keine Entwicklungsverzögerung, es ist vollkommen normal. Also entspanne dich und signalisiere deinen Kind, dass du akzeptierst, dass es momentan lieber in die Windel machen möchte. Je weniger Druck du aufbaust, desto schneller wird sich die Phase wieder normalisieren.

in Kontakt bleiben

Auch wenn das Geschäft in die Windel geht, kannst du weiter mit deinem Kind darüber kommunizieren. Verbalisiere ohne zu bewerten, was gerade passiert ist. Sei sachlich und keinesfalls verärgert, das spürt dein Kind. Wenn du gerade zu genervt bist, um freundlich zu kommunizieren, sage lieber gar nichts, atme ein paar Mal tief oder versuche einfach über den Vorfall zu lachen, das löst Anspannung.

weiter anbieten

Auch wenn dein Kind gerade streikt, kannst du ihm immer wieder freundlich das Töpfchen anbieten. Allerdings solltest du ein NEIN auch respektieren. Hab keine Angst, dass dein Baby das Bewusstsein für seine Ausscheidungen verlieren wird. Oftmals klappt es nach einem Streik sogar besser als davor. Mehr zu Problemen beim Abhalten erfährst du in meinem ultimativen Guide zur Ausscheidungskommunikation.

Töpfchenstreik - so war es bei uns

Mit ungefähr 20 Monaten hatten wir unseren ersten richtigen Streik. Zwar hatte es davor auch schon Phasen gegeben, in denen das Abhalten mal besser, mal schlechter geklappt hatte. Aber nie war der Einschnitt so deutlich spürbar gewesen.

zurück zur Windel

Vor dem Streik machte unser Sohn 90% seiner großen Geschäfte ins Töpfchen oder Klo. Doch plötzlich schien damit Schluss zu sein. Mit einem Mal häuften sich die vollen Windeln und es war klar, dass es die üblichen 10% an Unfällen weit überstieg. Scheinbar von heute auf morgen wollte er nicht mehr auf Töpfchen gehen.

eine Herausforderung

Da ich schon viel über Streiks gelesen hatte, machte ich mir nicht allzugroße Sorgen. Manchmal gelang es mir sogar mich auf das Ende der Phase zu freuen, denn meistens verbesserte sich nach einem Streik die Kommunikation. Trotzdem war es manchmal sehr anstrengend und es kostete viel Beherrschung nicht verärgert zu reagieren. Besonders nervig fand ich es, wenn ich genau wusste, dass er musste, er aber vom Töpfchen aufstand, nur um kurz darauf in die frische Windel zu machen.

plötzlich wuchsen die Wäscheberge

Da wir Stoffwindeln nutzen, hatten wir mit einem Mal viel mehr Wäsche. Damit mussten wir erstmal klar kommen. Kaum hatten wir eine Ladung Wäsche in der Maschine, gab es bereits die nächste volle Windel. An einem Tag war ich so gestresst, dass ich ihn kurzer Hand in eine Ökowindel steckte, weil ich einfach keine Nerven hatte, an diesem Tag auch nur noch eine weitere Windel auszuwaschen.

nach 20 Monaten noch immer ein Anfänger

Eltern, die viel Abhalten werden mich verstehen: teilweise stand ich vor der Windel, wie ein blutiger Anfänger. Ich hatte überhaupt keine Routine, was das Wechseln einer vollen Windel anging. Auf einem Spaziergang erwischte es mich komplett unvorbereitet. Ich hatte überhaupt keine Ersatzwindel dabei, da wir unterwegs schon lange keine mehr brauchten. Nun musste ich mir eine Windel von einem Bekannten leihen, dem ich Minuten zuvor noch von Ausscheidungskommunikation vorgeschwärmt hatte. Peinlicher geht’s kaum.

aber so ist es nunmal

Im Rückblick muss ich sagen, dass keiner, der Ausscheidungskommunikation richtig verstanden hat, sich über so etwas wundern wird und alle anderen…naja, die brauchen noch ein bisschen mehr Erklärung.

nichts geht mehr…und plötzlich ist es vorbei

Auf dem Höhepunkt des Streiks wollte mein Sohn weder aufs Töpfchen, noch gewickelt werden und es war jedes Mal eine große Herausforderung ihn wenigstens zu einer Windel zu überreden. Dann wurde er krank und brauchte mich plötzlich wieder ganz viel an seiner Seite. Alles kam zum Stillstand, wir waren wieder sehr eng. Ich trug ihn viel in der Trage und er – ließ sich wieder aufs Töpfchen setzen. Doch es kam noch besser.

besser als jemals zuvor

Als die Erkältung überstanden war, bemerkte ich eine Veränderung. Er war nun 21 Monate alt und mit einem Mal kündigte er uns an, wenn er groß musste. „Mama, Kaka!“ plötzlich konnte er es in Worte fassen. Und auch beim kleinen Geschäft gab es eine Veränderung. Wenn er in die Windel gepinkelt hatte, sagte er es uns nun danach. Nun gingen 95% der großen Geschäfte ins Töpfchen und ich fühlte mich noch stärker mit ihm verbunden, jetzt wo er wie ein Großer mit mir über sein Bedürfnis sprechen konnte.

es stimmt also

Im Nachhinein hat sich alles bewahrheitet, was ich über Streiks gelesen hatte: Es ist eine Phase, das Bewusstsein geht in der Zeit nicht verloren und hinterher läuft es besser als davor. So gesehen, hat sich die Phase irgendwie gelohnt, auch wenn es anstrengend war und nicht immer leicht, entspannt zu bleiben.

und was war der Auslöser?

Ich habe mich übrigens gefragt, welcher Auslöser wohl hinter dem Streik gestanden haben könnte und ich glaube, es war der immense Zuwachs in der Sprachentwicklung, die in dieser Zeit förmlich durch die Decke ging. Jetzt genieße ich erstmal die neuen Fähigkeiten und sammle Kräfte, denn nach dem Streik ist vor dem Streik oder besser gesagt: der nächste Entwicklungssprung kommt bestimmt.

Mehr zum Thema findest du unter der Rubrik Ausscheidungskommunikation.

Wenn du noch mehr Kompetenzen deines Babys entdecken möchstest, wirf einen Blick auf meinen Beitrag zum babygeleiteten Anlegen.

Hast auch du Erfahrungen mit Abhalte-/ und Töpfchenstreiks? Wie habt ihr die Lage gemeistert? Was hat dir geholfen? Schreib mir einen Kommentar und erzähl mir von deinen Erfahrungen.

10 Antworten

  1. Hallo, ich habe gerade diesen tollen Beitrag gelesen und neuen Mut gefasst.
    Meine Tochter ist 9 Monate und wir halten seit Geburt ab, seit sie 9 Monate alt geworden ist geht plötzlich garnicht mehr. Sie wehrt sich gegen das Abhalten, drückt sich durch um kurz danach im stehen oder in die Windel zu machen. Ich versuche meine Enttäuschung ihr nicht zu zeigen, aber es stört mich schon sehr. Ich war immer so stolz, wie toll es geklappt hat und nun geht nix mehr.
    Wir halten noch etwas durch und hoffen das es danach auch besser wird.
    Lg Vivien

    1. Hallo Vivien, danke für deinen Erfahrungsbericht. In diesem Alter kommen Abhaltestreiks durchaus häufiger vor. Gerade wenn viel Neues gelernt und entdeckt wird. Meistens geht es nach einer Weile von selbst wieder weg, aber es kann manchmal dauern. Es ist gut, wenn du versuchst, möglichst nicht gestresst oder genervt und enttäuscht zu reagieren. Wenn du merkst, dass es nicht geht, empfehle ich dir eher eine Windelfreipause, um den Druck rauszunehmen. Wenn du merkst, dass du gerne Unterstützung oder einen Blick von außen hättest, stehe ich dir natürlich auch für eine persönliche Beratung (auch online möglich) zur Verfügung. Darin würden wir eure Situation anschauen und das weitere Vorgehen überlegen. Schau gerne mal auf meiner Beratungsseite nach meinen Angeboten. Ich wünsche dir viel Geduld und starke Nerven. Liebe Grüße Kirstin

  2. Hallöchen,
    ich habe grade wieder etwas Mut gefasst. Unser Streik dauert jetzt schon ziemlich lange. Sie ist 22 Monate alt und lernt grade ziemlich viel. Hüpfen und neue Wörter. Allerdings kommt bald die Eingewöhnung in die Kita und ich befürchte das der Streik dann noch etwas andauern könnte .
    Na mal sehen ich versuche es gelassen zu nehmen und hoffe das die Phase bald zu Ende ist .

    1. Hallo Maria,
      manche Streiks dauern wirklich lange und man kann leider nicht in die Zukunft schauen, um zu sehen wie lange es noch gehen wird. Und eine Eingewöhnung ist natürlich immer was Aufregendes, kann sein, dass es sich noch Mal herauszögert. Oft ist es dann aber so, dass es wieder richtig Fahrt aufnimmt, wenn der Streik vorbei ist. Daher lohnt es sich immer Mal wieder anzubieten und zu probieren, ob sich was ändert. Viel Erfolg weiterhin und bei weiteren Fragen melde dich gerne bei mir.
      Liebe Grüße
      Kirstin

  3. Hallo,
    Unsere Kleine ist jetzt 11 Monate und hat frisch laufen gelernt. Jetzt will sie unbedingt im Stehen Kaka machen, schwierig für uns weil es jedes mal die Windel völlig einsaut.
    Interessanter weiße haben wir das aber nur Nachmittags und Zuhause.
    Bei unsererersten Tochter gab es auch erst einen richtigen streik als sie begann zu laufen. Ist das bei anderen Babys auch so? Gibt es eine Möglichkeit das sie zu ihren Bedingungen machen kann aber mir die Wohnung nicht völlig einbaut? (Katzenklo oder sowas) ich hab auch gedacht vielleicht ist das der natürlich Zeitpunkt das sie sauber werden weil die in Natürvölkern dann in den Busch von alleine gehen zum ausscheiden, kann das sein??
    LG Stella

    1. Hallo Stella,
      danke für deine interessante Frage. Tatsächlich ist ein Streik in Verbindung mit Laufenlernen sehr häufig. Die neu erreichte Ebene möchte dann so richtig ausgekostet werden und alles mögliche wird ausprobiert. Manche bieten ihren Kindern dann Alternativen an, wie im Stehen in der Dusche oder Wanne, auf Zeitungspapier. Es kann auch eine gute Zeit sein, um was neues ins Spiel zu bringen, wie das eigene Töpfchen oder den Toilettensitz. Es gibt Kulturen in denen Kinder in dem Alter mit Unterstützung trocken sind. Das erste wissenschaftlich untersuchte Zeitfenster zum Trockenwerden ist mit 18 Monaten. Vielleicht helfen dir diese allgemeinen Impulse ein bisschen, solltest du eine individuelle Beratung wünschen, empfehle ich dir mein Windelfrei Coaching, dort analysieren wir genau eure Situation und erarbeiten dann individuelle Lösungen. Ganz liebe Grüße, Kirstin

  4. Danke für diesen Beitrag. Ich bin sehr frustriert und verliere immer häufiger die Fassung – mein Sohn ist jetzt 13 Monate alt und seit 2 Monaten geht nichts mehr. Wenn ich höre, dass er gerade groß macht, nehme ich ihn, ziehe die Windel aus und halte ihn über die Wanne. Ihm kann buchstäblich die Wurst aus’m Po hängen, er macht nicht weiter. Er drückt sich durch, weint, schreit, beißt. Wenn ich ihn dann (entnervt) sauber mache und eine neue Windel anziehe, kann ich mir sicher sein, dass er 5 Minuten später reinmacht. Wir haben so viel probiert – Ortswechsel, Gefäßwechsel, Haltungswechsel. Nichts, aber auch gar nicht wird angenommen. Es scheint auch kein Entwicklungssprung zu sein, weil etwas neues hat er nicht gelernt. Er tritt entwicklungstechnisch seit 2 Monaten auf der Stelle.

    Ich bin leider auch schon 2, 3 lauter geworden, weil ich ihn einfach nicht verstehe und nicht nachvollziehen kann, was jetzt das Problem ist. Das ist so so frustrierend! Ich denke, wir werden mit dem Abhalten aufhören.

    Gibt es noch etwas, was wir ausprobieren können?

    1. Hallo Verena,
      aus deiner Nachricht höre ich heraus, wie angespannt und gestresst du von dieser Situation bist und in der Tat ist das frustrierend, wenn man in so einer Schleife festhängt, das kann ich sehr gut verstehen. Es ist immer ein bisschen schwierig pauschale Tipps zu geben, weil man den Prozess immer systemisch betrachten sollte und es viel gibt, was mitreinspielen kann. Es gibt da einfach nicht das Patentrezept. Spontan würde ich sagen, könnte es Zeit für die Umstellung auf ein Töpfchen oder Toilettensitz sein? Außerdem würde ich dir empfehlen, eine kleine Pause für dich einzulegen, damit du nicht mehr so gestresst bist. Wenn du dir weitere Unterstützung wünschst, empfehle ich dir mein Windelfrei Coaching, hier analysieren wir gemeinsam die Situation und suchen nach auf euch zugeschnittene Lösungen. Liebe Grüße und gutes Gelingen, Kirstin

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