Mit babygeleitetem Anlegen zum entspannten Stillstart

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In diesem Beitrag möchte ich dir erklären, was babygeleitetes Stillen ist und wie du es anwenden kannst.

Wenn du von Stillschwierigkeiten zum Stillstart betroffen bist, fühlst du dich vielleicht wie eine schlechte Mutter. Tatsächlich will stillen gelernt sein. Die gute Nachricht: Dein Baby hilft dir dabei.

Wie das mit dem babygeleiteten Stillen funktioniert, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Mit der Einstellung fängt es an

Um babygeleitet zu Stillen, muss frau eigentlich gar nicht viel tun, denn unsere großartigen Kinder wissen, wenn sie auf die Welt kommen, bereits bestens Bescheid. Sie sind sozusagen Experten in eigener Sache. Überlässt man ihnen die Führung, kann vieles erstaunlich einfach sein.

informiere dich

Doch leider existieren selbst unter Hebammen und in Krankenhäusern immer noch stillhinderliche Praxen. Es ist also sinnvoll, dich selbst zu informieren, weil du nicht sicher sein kannst, dass du gute Unterstützung bekommst. Oft genug werden Frauen zum Stillstart allein gelassen oder mit widersprüchlichen Tipps und Ammenmärchen überhäuft.

hab Vertrauen

Die Grundvoraussetzung um eine funktionierende Stillbeziehung zu etablieren, ist Ruhe, Entspannung und Zutrauen in den eigenen Körper und das Baby. Du, als Mutter solltest davon ausgehen, dass du in der Lage bist, dein Kind zu stillen. Das ist schon die erste Herausforderung. Schließlich kennt jede die Horrorgeschichten aus dem Bekanntenkreis. Da kann das Vertrauen schon im Vorfeld leicht erschüttert werden.

du hast alles, was du brauchst

Tatsächlich ist die Zahl derer, die aus medizinischen Gründen nicht stillen können, sehr gering. Das muss auch so sein, denn die Natur hat das Stillen für Säugetiere als Überlebensstrategie eingeplant und weiß ja nichts von unseren heutigen Alternativen wie Fläschchen und Milchpulver.  

du kannst das

Übe dich also bewusst in Gelassenheit und Vertrauen. Hab Zutrauen in dein Kind. Es ist großartig und wird dich beim Stillen leiten, wenn du es lässt.

Die Geburt eines kleinen Experten

Aber wie soll das gehen? Wie soll so ein kleines Etwas die Führung übernehmen? Es ist doch so hilflos und auf Fürsorge angewiesen. Stimmt, aber so vollkommen hilflos wie oft angenommen wird, sind unsere Babys nicht. Zumindest was ihre Bedürfnisse angeht, sind sie Experten.

bestens vorbereitet

Ein Baby, dass nach der Geburt nicht hochgenommen wird, kriecht selbstständig den weiten Weg zur Brust der Mutter. Die dunkle Farbe der Brustwarzen und ihr Geruch leiten es. Ein angeborener Kriechreflex (breast crawl) macht dies möglich. Dieser Reflex, der bald nach der Geburt wieder verschwindet, ist eine Lebensversicherung des Babys, für den Fall, dass die Mutter nach der Geburt zu geschwächt sein sollte, um sich gleich um ihr Kind zu kümmern.

machen lassen

Was heißt das also für uns? Babys brauchen nach der Geburt nicht zum Stillen angeleitet werden. Am besten, legst du dir dein Baby auf den nackten Oberkörper und wartest ab, bis das Kleine von selbst nach der Milch sucht. Das tut es in der Regel innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt. Man muss ihm auch nicht beim Ansaugen helfen. Das macht es nämlich von allein schon mit der richtigen Technik. Greift man dabei aber ein, weil man meint, das Kleine kann es nicht allein, führt das schnell zum ungünstigen Ansaugen und somit zu Schmerzen beim Trinken.

Babygeleitets Anlegen in der Praxis

Und wie geht es nach dem Kreißsaal weiter? Egal ob das Baby bei seinem ersten Versuch nun angeleitet wurde oder ob es das Kleine selbst schaffen durfte, ihr könnt es weiter mit dem babygeleiteten Anlegen versuchen. Am besten funktioniert dies in einer zurückgelehnten Stillposition.

es darf bequem sein

Damit dein Baby möglichst selbstständig ansaugen kann und somit Saugfehler vermieden werden, solltest du für den Anfang nach Möglichkeit eine halbliegende oder halbsitzende, in jedem Fall eine leicht zurückgelehnte Position wählen. Du kannst es dir mit Kissen bequem machen. Besonders gut gelingt das im Bett oder auf der Couch oder in einem Sessel, den man zurücklehnen kann.

das babygeleitete Anlegen

Die zurückgelehnten Stillpositionen ermöglichen es dem Baby, selbst die Brustwarze zu fassen. Das Kind liegt dabei Bauch an Bauch mit dir. Der großflächige Hautkontakt bringt ein inniges Gefühl hervor und somit die Milch zum Fließen. Die Schwerkraft hilft dem Baby sein Köpfchen auf die Brust sinken zu lassen.

Schmerzen sind nicht normal

Es ist wichtig, dass das Baby nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nimmt, sondern die ganze Warze und einen Teil des Vorhofes. Ist das nicht der Fall, wird die Brust schnell wund. Wichtig ist: Stillen sollte niemals wehtun. Schmerzen beim Stillen sind meistens auf eine suboptimale Anlegetechnik zurückzuführen. Wenn du Schmerzen oder wunde Brustwarzen hast, wende dich an deine Hebamme oder noch besser an eine ausgebildete Stillberaterin.

ungünstige Positionen

Die Wiegehaltung und auch die seitliche Liegeposition sind im Gegensatz zu den zurückgelehnten Varianten für Stillanfänger eher nicht zu empfehlen. Leider gehören sie zu den bekanntesten Positionen. Man sieht sie auch am häufigsten. Dabei handelt es sich jedoch meistens um fortgeschrittene Stillpaare. Auch Krankenhauspersonal und Hebammen lehren diese Positionen, obwohl es hierbei viel schwieriger ist den richtigen Winkel zu finden. Außerdem kann das Baby nicht aus eigener Kraft die Brust erfassen.

hinderliche Hilfsmittel

Auch Stillkissen können das korrekte Anlegen behindern, wenn sie schlecht eingesetzt werden. Nutze sie am besten, um es dir in einer zurückgelehnten Haltung gemütlich zu machen. Dazu kannst du es dir in den Rücken legen. Das Baby hingegen legst du direkt auf deinen Körper.

Übung macht den Meister

Mit der Zeit wird dein Kind immer stabiler und ihr werdet flexibler werden und schließlich überall und in jeder erdenklichen Position stillen können. Doch für den Anfang ist es sinnvoll, auf wenige, gut funktionierende Stillpositionen zurückzugreifen.

Stillen - immer eine gute Idee

Nicht nur beim Anlegen auch was die Häufigkeit der Stillmahlzeiten betrifft, darfst du ruhig auf dein Kind vertrauen. Lass dich nicht von anderen verrückt machen, die behaupten, das Baby braucht eine längere Pause zwischen den Stillmahlzeiten. Das Stillen nach der Uhr ist ein Relikt einer alten Theorie. Was es damit auf sich hat, erfährst du in meinem Artikel Stillen – eine alte Geschichte.

Stillen nach Bedarf

Stillberaterinnen heute empfehlen nach Bedarf zu stillen. Das heißt, dass Baby darf so oft und so viel trinken, wie es dies möchte (und wie es für dich als Mutter in Ordnung ist, denn zu einer Stillbeziehung gehören immer zwei). Zeigt das Baby an, dass es an die Brust möchte, darf es das, wenn es für dich in diesem Moment machbar ist. Dabei ist es ganz egal, ob es da erst vor zehn Minuten war. Es gibt keine Regel oder Mindestabstand, den du einhalten MUSST.

stillen “around the clock”

Gerade am Anfang können die Intervalle kurz sein, denn der Magen der Babys ist anfangs nur etwa so groß wie eine Murmel und dementsprechend schnell gefüllt. Da Muttermilch aber leicht verdaulich ist, ist er auch schnell wieder leer, weshalb es dann zu vielen Stillmahlzeiten kommen und bei dir der Eindruck entstehen könnte, dass du den ganzen Tag nur stillst. Wenn das der Fall ist, könnte dein Baby sich gerade in einer Phase des Clusterfeedings befinden.

Clusterfeeding ist sinnvoll

Wenn dein Kind wächst, hat es einen erhöhten Milchbedarf. Um die Milchproduktion anzuregen und die Brust so auf die gestiegenen Anforderungen vorzubereiten, stimuliert das Baby durch häufiges Saugen die Milchbildung. Viele Mütter sind von diesem Verhalten irritiert und fragen sich, ob sie nicht genügend Milch haben, um ihr Baby zu versorgen.

missverstanden

Clusterfeeding bedeutet nicht, dass das Baby nicht satt wird. Es ist hingegen ein normales Verhalten von Stillkindern, um die Milchbildung anzuregen. Solange die Gewichtszunahme deines Neugeborenen im normalen Bereich liegt, besteht kein Grund zuzufüttern.

es ist eine Phase!

Natürlich kann das Clustern sehr anstrengend für dich als Mutter werden. Sage dir, dass es nur eine Phase ist, die vorübergehen wird und zum Stillen dazugehört. Versuche dir das Stillen so angenehm wie möglich zu gestalten (das solltest du sowieso tun).

mach es dir angenehm!

Nimm dir ein Buch zur Hand oder schaue eine Serie an. Trinke einen Tee (stillen macht durstig) oder schließe für ein paar Minuten die Augen. Wenn du schon ein wenig Erfahrung mit einem Tragetuch hast, kannst du dein Baby auch sehr gut während dem Tragen stillen. Das ermöglicht dir etwas mehr Flexibilität.

lass dich unterstützen!

Besonders schön ist es, wenn du in dieser Phase Unterstützung hast: eine kleine Massage oder das Reichen von Snacks kann wohltuend sein. In jedem Fall solltest du keine Schmerzen beim Stillen haben. Wenn es doch weh tut, warte nicht zu lange, sondern suche dir in einer Stillberatung Hilfe.

stillen – immer eine gute Idee

Oft sagen Mütter auch, dass sie gar nicht erkennen könnten, ob das Baby nun Hunger hat oder ein anderes Problem und sie wüssten dann nicht, ob sie es an die Brust nehmen sollten. Die Brust ist aber nicht nur das beste Mittel, um Hunger und Durst deines Kindes zu stillen, sie ist auch ein wunderbarer Ort der Ruhe und Entspannung. Wenn du dir also unsicher bist, was mit deinem Baby los ist, kannst du ihm immer die Brust anbieten und schauen, ob es sich beruhigt.

jedes Baby ist anders

Wie oft ein Baby die Brust verlangt, kann sehr unterschiedlich sein. Das eine trinkt seltener und dafür mehr auf einmal, das andere trinkt häufiger und dafür kleinere Mengen. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass Babys im gleichen Alter über den Tag verteilt im Schnitt eine ähnliche Milchmenge zu sich nehmen. Bitte mache dir daher keine Sorgen, wenn das Kind deiner Freundin da ganz anders ist. Du hast nichts falsch gemacht, dein Kind is(s)t einfach anders.

auf Probleme aktiv reagieren

In den Fällen, in denen es zu Problemen beim Stillen kommt, solltest du dir Ruhe und Zeit nehmen. Versuche dich mit deinem Baby zu verbinden und viel Hautkontakt aufzubauen. Wenn es mit dem Stillen schwierig ist, versuchen viele Mütter automatisch seltener zu stillen. Oft ist das aber nicht hilfreich. Versuche im Gegenteil lieber etwas häufiger anzulegen, damit das Baby, wenn es dann an die Brust kommt, nicht gestresst von zu viel Hunger ist.

Kompetente Wesen

Babys sollten mehr als das gesehen werden, was sie sind, kompetente Stillenkinder. Negative Zuschreibungen, wie sie scheinbar automatisch auf Eltern und Kinder einprasseln, sollten hingegen lieber unterlassen werden, denn sie verursachen Verunsicherung, sind defizitorientiert und vor allem nicht gerechtfertigt.

Sprache beeiflusst unsere Wahrnehmung

Aber fast jede Familie wird mit solchen negativen Aussagen konfrontiert. Aussagen wie: Der ist zu faul zum Trinken, der kriegt den Hals nicht voll, oder der versteht die Technik einfach nicht. Sie hinterlassen ein negatives Bild und sprechen dem Baby seine Kompetenz ab. Kommen sie gar von Ärzte:innen oder Hebammen ist die Verunsicherung groß.

eine Frage des Charakters

Babys unterscheiden sich von Anfang an in ihrem Charakter. Das tritt auch in ihrem Verhalten an der Brust zu Tagen. Sie sind deswegen weder besser noch schlechter als andere, sie haben ganz einfach ihren eigenen Rhythmus. So lange die Gewichtszunahme stimmt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

keine Dauerüberwachung!

Jedoch möchte ich an dieser Stelle unbedingt vor der ständigen Gewichtsüberwachung warnen. Das Baby nach jedem Stillen zu wiegen ist unnötig und nicht aussagekräftig. Wichtig ist eine konstante Zunahme über Tage hinweg. Einzelne Schwankungen sind normal und sollten nicht überbewertet werden. Es kann für eine Mutter zum Zwang werden, das Gewicht zu kontrollieren.

Das babygeleitete Anlegen ist eine nützliche Technik und führt zu einer entspannteren Haltung beim Thema Stillen.

Mehr zum Thema kannst du in Regine Gresens Buch Intuitives Stillen lesen. Sie erklärt gut verständlich, worauf es dabei ankommt.

Wenn du noch mehr Kompetenzen deines Babys entdecken möchstest, wirf einen Blick auf meine Beiträge zur Ausscheidungskommunikation.

Hast du selbst Erfahrungen mit babygeleitetem Anlegen? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!

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