Ringst du auch jeden Abend um den Schlaf deines Kindes? Fragst du dich, ob es wirklich normal ist, dass dein Kind dich ausgerechnet vor dem Schlafen so sehr braucht? Möchtest du wissen, wie du dein Kind beim Einschlafen unterstützen kannst?
Dieser Beitrag soll dich kompetent in der Einschlafbegleitung deines Kindes machen und dir gleichzeitig Ängste nehmen, denn es ist gut und richtig sein Kind beim Einschlafen zu unterstützen.
Die meisten Kinder brauchen Einschlafbegleitung und teilweise auch noch lange über die Babyzeit hinaus. Das ist ganz normal und vollkommen in Ordnung.
Ob in den Schlaf stillen, tragen, wiegen, fahren, schaukeln, lesen, streicheln, kuscheln, langweilen… Einschlafbegleitung ist so vielfältig wie Familien sind. Und auch hier ist erlaubt was funktioniert und gut tut.
Obwohl es ganz normal ist, sein Kind mitunter jahrelang in den Schlaf zu begleiten, haben viele Eltern von Zeit zu Zeit ein schlechtes Gefühl dabei. Sie sorgen sich, dass es der Selbstständigkeit des Kindes schaden könnte, dass das Kind Probleme haben wird, sich zu lösen oder immer mehr fordern wird, wenn es erst einmal daran gewöhnt.
Diese Ängste sind jedoch unbegründet. Die Kinder werden selbstständig, wenn sie das richtige Alter erreicht haben nicht, weil wir sie bereits als Baby dazu “trainieren”.
Sie können sich vor allem dann von ihren Bindungspersonen lösen, wenn sie immer, wenn sie es brauchen, Nähe tanken können. (Und das ist für die meisten abends, wenn es langsam dunkel und ruhiger wird und die Nacht bevorsteht.)
Wir tun also gut daran, wann immer es uns möglich ist, darauf einzugehen und diese Impulse aufzugreifen, statt gegen sie an zu arbeiten und etwas zu forcieren, was gerade (noch) nicht dran ist.
Der Tag stellt die Nacht ein: Soll heißen hektische, vollgestopfte Tage mit Stress und Termindruck hinterlassen ihre Spuren: Einschlafen, Durchschlafen, Ausschlafen kann davon erschwert sein.
Aber nicht nur die ganz offensichtlichen Dinge färben auf die Nacht ab. Für unsere Kleinen kann z.B. ein später Einkauf im Supermarkt schon so reizüberflutend sein, dass sie deswegen später schlecht einschlafen.
Das Problem an der Sache: nicht immer können wir uns von all dem Stress fernhalten, den unser wenig artgerechter Alltag von uns fordert.
Aber genau hier liegt auch eine Chance: Unsere Kleinen zeigen uns immer wieder, was zu viel ist und in der Regel sind diese Dinge auch für uns nicht optimal. Kurz gesagt: Auch uns würde es mit weniger Stress besser gehen.
Was kannst du also tun? Frage dich immer wieder, welche Termine JETZT sein müssen. Manche Dinge sind weniger dringend als sie uns erscheinen. Stelle dir Fragen wie: Muss ich mit dem Kind nach der Betreuung einkaufen oder kann ich das anders organisieren?
Aber auch hier gilt, nicht alle Kinder sind da gleich sensibel und wenn ein Kind trotz Einkauf gut schläft, dann gibt es keinen Grund da was zu ändern.
Wenn du aber merkst, dass es mit dem Einschlafen Probleme gibt, frage dich, wie eure Tage (und ganz besonders die Nachmittage) sind. Gibt es genügend Zeit für Bewegung, Toben und Entspannung? Gibt es nahrhaftes Essen und genug zu Trinken? Sonnenlicht? Frische Luft? Genug Pausen? All das sind nämlich Parameter, die sich auf den Schlaf deines Kindes auswirken können.
..an diese Hoffnung klammern sich viele Eltern und machen daraus, dass ihr Kind endlich durchschlafen wird, wenn es nur Mal richtig (viel) isst.
Das funktioniert aber oft nur zum Teil. Bis Kinder wie Erwachsene schlafen dauert es Jahre. Und der Plan einfach abzustillen, um bessere Nächte zu haben, geht allzu oft nicht auf.
Kleiner Reminder: Babys unter einem Jahr brauchen nachts auf jeden Fall Milchnahrung und auch darüber hinaus kommen viele Kinder noch nicht ohne zusätzliche Kalorien durch die Nacht.
Außerdem sollten Babys gar nicht zu tief und fest schlafen, denn das ist ein Risiko für den plötzlichen Kindstod. Nächtliche (Still-) Mahlzeiten lassen das Baby immer wieder kurz erwachen. Wir sollten nicht versuchen, die Babys so “vollzustopfen”, dass es nicht mehr zu diesem Aufwachen kommt.
Aber wie sieht ein gutes Abendessen überhaupt aus? Wir wollen etwas, was das Kind zwar lange satt macht, aber nicht wie ein Stein im Magen liegt, denn dann schläft es sich auch nicht besonders gut.
Um das zu erreichen, sollten wir auf eiweißhaltige Speisen am Abend achten. Diese halten lange vor und helfen so, die Nacht gut zu überstehen. Wie wäre zum Beispiel ein leckerer Quark und Gemüsesticks zum Dippen? Oder ein nährendes Nussmuß?
Wer kennt es nicht, gerade schien das Kind totmüde, doch kaum sind die Zähne geputzt und der Schlafanzug ist an, hüpft es hellwach durchs Bett, kein Zeichen von Müdigkeit mehr zu sehen.
Das ist ein klassischer Fall von: den richtigen Zeitpunkt verpasst haben. Kinder haben abends etwa alle 50 Minuten ein Zeitfenster in dem sie müde werden und gut einschlafen. Wenn du diesen Zeitpunkt verpasst, mobilisiert dein Kind hingegen neue Energiereserven und es kann wieder 50 Minuten dauern, bis es wieder bereit zum Einschlafen ist.
Was kannst du also tun? Am besten achtest du darauf, das Kind direkt nach dem Abendessen bettfertig zu machen. Vom Esstisch also direkt zum Zähneputzen und Schlafanzug anziehen.
Danach kann das Kind ruhig noch aufbleiben, spielen oder toben. Und wenn dann plötzlich die Müdigkeit einsetzt, kann es einfach nur noch ins Bett fallen.
Ein weiterer wichtiger Hinweis ist, dass in dieser Zeit möglichst nichts aufregendes und aktivierendes passieren sollte. Ein Elternteil, das nach Hause kommt, ein Besuch oder ein Betreuungswechsel in diesem Zeitfenster kann die jegliche Müdigkeit verpuffen lassen und schon ist der Moment wieder vorbei.
Das kann zugegeben manchmal nicht ganz leicht zu planen sein, aber es kann sich lohnen zu überlegen, ob das eine Elternteil nicht entweder früher heimkommen kann (und zum Beispiel den Abend übernehmen) oder vielleicht nach der Arbeit noch zum Sport geht und erst heimkommt, wenn das Kind schläft.
In vielen Familien gehört es zur Abendroutine, bestimmte Maßnahmen zur Körperhygiene der Kinder durchzuführen.
Manche Eltern legen Wert darauf das Baby/ Kind jeden Abend zu baden/ duschen, einzushampoonieren und Haare zu föhnen. Andere versuchen, Haare zu kämmen und Nägel zu schneiden und die allermeisten versuchen ihren Kindern zumindest kurz die Zähne zu putzen.
Und fast jede Familie klagt dabei mindestens phasenweise über Probleme mit der Kooperationsbereitschaft der Kinder.
Daher kommt jetzt ein kleiner Reminder der zum Umdenken einlädt: die meisten dieser Kämpfe müssen wir gar nicht führen. Ja, richtig gehört!
Kleiner Reminder: Kinder müssen nicht standardmäßig jeden Tag gebadet werden, noch jeden zweiten die Haare waschen. Es passiert nichts, wenn sie es nicht tun.
Es ist gut zu wissen, dass es andere Familien gibt, die das lockerer sehen und es oft familieninterne Vorstellungen von Sauberkeit gibt, die du zumindest in Frage stellen darfst, wenn du merkst, dass sie deiner Familie nicht gut tun.
Und was ist mit Haare kämmen, Nägel schneiden, Zähneputzen? Das muss zwar sein, aber auch hier habst du einen weit größeren Spielraum, als oft angenommen.
So musst du diese Dinge nicht zwangsläufig vor dem Schlafen machen, wenn es da nicht funktioniert. Du kannst mit verschiedenen Tageszeiten, Orten und Variationen experimentieren. Vieles geht leichter, wenn das Kind noch nicht übermüdet ist!
Manche Dinge können du auch erledigen während das Kind schläft. Funktioniert nicht bei allen, aber ist wert es Mal zu testen.
Wie so oft musst du auch beim Thema “Hygiene” viel weniger durchziehen als du denkst. Oft kann es schon Wunder wirken, den Druck rauszunehmen und eine gewisse Zeit auf eine Maßnahme zu verzichten, um festgefahrene Situationen wieder zu entschärfen.
Und dann gibt es natürlich noch die Kinder, die sich ohne Probleme oder sogar gerne baden lassen. Dann ist das natürlich wunderbar, schließlich kann ein Bad kann ja auch helfen, besser einzuschlafen und leichter vom Kopf auf den Körper zu schalten.
Eigentlich sollte das Kind jetzt schlafen… eigentlich. Stattdessen ist es wahlweise
-> herzzerreißend am Weinen (vor allem bei Babys)
-> wild und unbändig, aber gleichzeitig auch unkoordiniert da müde (gerne passiert jetzt noch ein Unfall und dann sind wir wieder bei erstens…)
-> quenglig und überreizt (nichts ist recht, große Ideen, aber alles geht schief)
-> wütend und emotional überfordert
Da heißt es also erstmal: Kind runterbringen. Was die Kinder dafür brauchen ist jedoch sehr verschieden.
Vielen Kindern helfen Rituale am Abend, um herunterzufahren und besser in den Schlaf zu finden. Das Vorhersehbare gibt ihnen Sicherheit und eine Idee davon was passieren wird. Durch Wiederholungen entstehen Verknüpfungen und es kann leichter fallen, vom Kopf auf den Körper zu schalten.
Allerdings solltest du auch hier wieder genau hinschauen, was euch tatsächlich weiterhilft. Social Media ist voll von Beispielen der “perfekten Abendroutine” und damit verbundenen Heilsversprechen. Doch die Ritualen sollten nicht einfach eine zusätzliche Aufgabe auf deiner To-do-Liste sein und du musst auch kein stundenlanges Abendritual durchführen, um deinen Job gut zu machen.
Das Ritual kann auch simpel und kurz sein oder sogar Mal ganz ausgelassen werden. Auch ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich mit der Zeit verändert, ganz so wie auch die Bedürfnisse des Kindes sich verändern.
Frage dich also, welches Ritual funktioniert für uns? Was ist vielleicht zu viel? Kann ich es vereinfachen? Hilft uns die Regelmäßigkeit überhaupt oder stresst sie uns eher, weil sie Druck erzeugt?
Dann kannst du ausmisten und das Ritual finden, das euch wirklich unterstützt und das muss nicht das instagramable Lesen im beleuchteten Stoffzelt sein, sondern kann auch einfach “nur” aus kuscheln an der Bettkante bestehen.
Wo sollen Kinder schlafen und was gibt es zu beachten? Im eigenen Zimmer? Im eigenen Bett? Im Familienbett? Wie lange darf ein Kind überhaupt bei den Eltern schlafen und was ist ein Geschwisterbett?Schnell kochen bei diesem Thema die Emotionen hoch und oft gibt es Lager für die ein oder andere Position.
Aus evolutionsbiologischer Sicht haben Kinder wohl nicht alleine geschlafen, das hätte ein zu großes Risiko dargestellt. Babys schliefen bei der (Still-)Mutter und ältere Kinder oft mit anderen Kindern/ Familienmitgliedern zusammen. Das Konzept “ein Kind allein in einen Zimmer” ist somit etwas Neues und kulturell geprägt.
Tatsächlich wird im Rahmen der Prävention vor dem Plötzlichen Kindstod sogar davon abgeraten, Babys alleine im Zimmer schlafen zu lassen. Sie schlafen am besten im Zimmer der Eltern zum Beispiel in einem Beistellbett.
An dieser Stelle möchte ich auf die Kriterien für eine sichere Schlafumgebung hinweisen, die du zum Beispiel im artgerecht Babybuch findest. Es ist wichtig, informiert zu sein!
Wann die Kinder dann schlussendlich ins eigene Zimmer umziehen, ist sehr unterschiedlich und es kann auch hier wie immer Phasen geben, in denen sie wieder mehr Nähe in der Nacht brauchen.
Die richtige Schlafumgebung ist also die, in der die Kriterien für eine sichere Schlafumgebung erfüllt werden und alle so gut wie möglich schlafen.
Die richtige Schlafumgebung ist also die, in der die Kriterien für eine sichere Schlafumgebung erfüllt werden und alle so gut wie möglich schlafen.
Das kann bedeuten, dass ein Elternteil zeitweise aus dem gemeinsamen Bett auszieht oder der eine Elternteil mit dem einen Kind und der andere mit dem andern gemeinsam schläft.
Es gibt viele Möglichkeiten, es wird und darf immer wieder angepasst werden. Schau, was die Bedürfnisse deiner Familie sind und wie diese erfüllt am besten werden können.
Und dann geht es letztendlich niemanden etwas an, wie ihr als Familie schlaft. Denn die Leute, die sich da gerne einmischen, sind normalerweise ja nicht die, die nach einer unruhigen Nacht auf der Matte stehen und den Laden schmeißen.
Wenn du noch mehr zur bindungsorientierten Begleitung von Kindern erfahren möchtest, empfehle ich dir meinen Beitrag Woran du merkst, dass du bindungsorientiert bist.
Wie klappt die Einschlafbegleitung bei dir? Was war hilfreich, was weniger? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!
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